Seefunkstelle

Ausbildung

Die Ausbildung für den Dienst als Funkoffizier mit dem Funkzeugnis 2. Klasse dauerte in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts an der Seefahrtschule in Wustrow im Direktstudium insgesamt 6 Semester. Ein zweiter Weg zu diesem Funkzeugnis war 1 Jahr Studium zum Funksonderzeugnis, mehrere Jahre Seefahrtzeit auf kleineren Schiffen und später noch einmal 2 Jahre Studium zum Seefunkzeugnis 2. Klasse.

Die Ausbildung in den 3 Jahren umfasste neben Elektrotechnik, Elektronik, der Theorie der Hochfrequenzen, Verstärkertechnik auch 4 Sprachen – Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch. In einem Semester war praktische Ausbildung an Bord von MS “J. G. Fichte”/DCZK vorgesehen. Unser Jahrgang verbrachte fast ein Semester an Bord dieses Schiffes, weil die Internatsplätze nicht ausreichten.

In diesen Jahren mussten wir den Funkdienst erlernen wie ein Handwerk. Die Technik funktionierte vorwiegend noch nach der Formel von Barkhausen und Röhren für Senderendstufen waren noch etwa so groß wie Weinballons. Transistoren waren noch so kleine mysteriöse Dingerchen, die großes können sollten, aber so genau wusste das noch keiner. Später an Bord erhielten wir Schlag auf Schlag Geräte, die mit neuen Bauelementen bestückt waren und hatten permanent unser Wissen auf diesen Gebieten zu erweitern. Zuerst kamen die Transistoren und dann auf meinem Starschiff MS “Karl Marx”/DDXA hatte der Frequenzerzeuger für meinen Hauptsender fast ausschließlich integrierte Schaltkreise. Zum Abschluss konnten wir auch noch in einem Crashkurs den Berechtigungsschein als Radartechniker erwerben.

Und es war ja eine herrliche Zeit in Wustrow. Wer kann sich nicht noch an den berühmten Wustrower "Bohnenbraten" erinnern, an die wie immer überbelegten Internatszimmer und die interessanten Wachgänge... Übrigens hat unsere Lehrgangsklasse F1C im ersten Semester im Zwischenbau zwischen altem und neuem Internat mit 22 studierwütigen Scheulern in einem Raum gehaust. Es herrschte immer eine grandiose unlaubliche Studieratmosphäre, oftmals auch reichlich alkohol-geschwängert.

Auf das i-Tüpfelchen unserer Ausbildung, dem A und O des Seefunkdienstes, dem Beherrschen der Morsetelegrafie wird in einem gesonderten Abschnitt näher eingegangen
Ohne überheblich zu wirken muss man feststellen, dass wir im weltweiten Vergleich der Ausbildung von Funkoffizieren einen absoluten Spitzenplatz innehatten und oft von unseren Kollegen beneidet wurden. Das hatte aber auch ganz handfeste Gründe. Durch den Einsatz von in der DDR entwickelter Technik gab es in fremden Häfen oftmals Probleme mit dem Technikservice, die damit einfach nicht vertraut waren.
Außerdem waren wir immer angehalten die nicht vorhandenen oder absolut knappen Devisen nicht für Leistungen auszugeben, für die wir eigentlich ausgebildet waren.

Am Ende der Ausbildung erhielten wir das Seefunkzeugnis 2. Klasse und eine Urkunde als Ingenieur für Seefunk. 1975 verteidigte ich meine Hausarbeit zur Erlangung des Seefunkzeugnis 1. Klasse erfolgreich.

Ab 1977 bis 1980 besuchte ich erneut die Seefahrtschule, die inzwischen zu einer Hochschule aufgewertet worden war, und beendete sie als Diplom-Ingenieur. Meine Diplomarbeit schrieb ich über den Einsatz der Satellitenkommunikation im Seefunkdienst.