Seefunkstelle

Morse CodeDie "Sprache" der Telekommunikation über mehr als 150 Jahre war der Morse-Code, und er ist es für viele Funkamateure auch heute noch. Seit den entscheidenden Verbesserungen durch Friedrich Gerke ist er als Internationaler Morsecode bis heute nahezu unverändert. Der Punkt ist die Basiseinheit, ein Strich hat die Länge von 3 Punkten, eine Pause zwischen den Zeichen hat die Länge eines Punktes.

Das Erlernen des Morsealphabets kann auf verschiedene Weise erfolgen, in dem man mühsam die Punkte und Striche, die einem Buchstaben zugeordnet sind, auswendig lernt oder Hilfsmittel benutzt, die mit geringem Anfangstempo Morsezeichen erzeugen und über Lautsprecher oder Kopfhörer zu Gehör bringen. Allen Methoden ist allerdings gleich, dass sich der Funkschüler die Klangbilder der Morsezeichen einprägen muss.

Die Funkoffiziere der Handels- und Fischereiflotte der ehemaligen DDR mussten an der Seefahrtschule nach einem Crash-Kurs im Zehn-Finger-Blindschreiben auf der Schreibmaschine durch tägliches hartes Training zum Ende der Ausbildung einen Text über 5 Minuten mit einem Tempo von 135 Buchstaben pro Minute absolut fehlerfrei auf der Schreibmaschine mitschreiben Ein einziger kleiner Fehler - Prüfung nicht bestanden. Darüber hinaus mussten die angehenden Funkoffiziere in dieser Prüfung 5 Minuten lang gemischte Gruppen, d.h. Gruppen zu je 5 Zeichen (Buchstaben, Zahlen, Sonderzeichen gemischt) mit 110 Zeichen pro Minute ebenfalls absolut fehlerfrei handschriftlich aufnehmen. Mit der sicheren und fehlerfreien Aufnahme der Morsezeichen in diesen Geschwindigkeiten war man auf der sicheren Seite für zum Beispiel die spätere tägliche Aufnahme der Schiffspresse, die in der Regel über 45 Minuten mit 120 Buchstaben pro Minute ausgestrahlt wurde. Man musste sie auch unter schlechten und manchmal extrem schlechten Empfangsbedingungen noch mitschreiben können.

Das "Erzeugen" von Morsezeichen wird schlicht und einfach Geben genannt. Experten sagen, dass erst nach der vollständigen Gewöhnung an die Klangbilder der Morsezeichen ein Funkschüler in der Lage ist, diese Zeichen auch mittels Morsetaste korrekt zu "geben". Daran ist sicher viel Wahrheit, aber man kann auch darüber streiten. Das Geben der Morsezeichen erfolgt mit der Morsetaste, die in ihrer Grundfunktion immer gleich geblieben ist - Kontakt schließen ergibt Ton, Kontakt öffnen ergibt Pause.

Während der Ausbildung wurde das Geben von Morsezeichen an einem sogenannten "Reichsbahn"-Schreiber geübt. DR-SchreiberDie mit der Taste gegebenen Morsezeichen wurden mit einem Farbstift als Punkte und Striche auf dem mitlaufenden Papierstreiben aufgezeichnet. Dann konnte man gut die Exaktheit von Punkten, Pausen und Strichen erkennen. Wenns ganz schlimm wurde, kam auch einer des Wegs mit einem Stechzirkel !

Grob kann man die Morsetasten in drei Kategorien einteilen, die einfach Klopfer- oder Hand-Taste, die Doppelseitentasten und die elektronischen Tasten. Waren in den 60er Jahren an der Seefahrtschule ausschließlich Handtasten zur Prüfung zugelassen, wurde dies später gelockert und zur Prüfung auch Doppelseitentasten erlaubt. Es musste jedoch der Nachweis des Gebens mit der Handtaste erbracht werden, aus gutem Grund, denn in einem Rettungsboot oder -floß an der Rettungsbootstation war ein Betrieb einer Doppelseitentaste nicht vorgesehen und unmöglich. Dazu später mehr.
Tastensammlung
Das Foto zeigt eine ganz kleine Auswahl an Morsetasten, die in der Handels- und Fischereiflotte der ehemaligen DDR Verwendung fanden.
Weitergehende Informationen zu Hören und Geben gibt OM Wolfgang Buddrus in seinem Buch "Das waren Funker", und noch mehr beschreibt Gregor Ulsamer in seinem Buch "Faszination Morsetasten".

Nachfolgend drei Hörbeispiele für Morsezeichen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

60 Buchstaben pro Minute
135 Buchstaben pro Minute
Ausschnitt Schiffspresse Rügen Radio (120bps)